Architektur in Japan

1 12 2010

An dieser Stelle ein kleiner Überblick über die von uns in Japan besichtigte Architektur.

Osaka

Bürogebäude von Shigeru Ban, 2000

Besonders ist hier der  seitlich des Gebäudes gebildete Hof mit eingehängten Terrassen und Treppe. Das schafft Freiraum, der in Japanischen Innenstädten ein kostbares Gut ist.

Im Geschäftsviertel rund um die Midosuji Avenue stehen mehrere kleinere Gebäude von Tadao Ando, wie diese beiden Geschäfte aus den 1980er-Jahren. Selbst in diesem kleinen Gebäude ist Andos typische Architektursprache eindeutig ablesbar, vorallem die Licht- und Wegeführung, sowie natürlich der für ihn typische Sichtbeton. Das kleine rote Gebäude würde man ihm als solches sicher erstmal nicht zu ordnen. Das innere war leider nicht zu besichtigen.

Auch die Galleria Akka befindet sich in demselben Viertel. Sie wurde 1988 ebenfalls nach Plänen von Tadao Ando gebaut.

Namba Hips von Shin Takamatsu, 2008

Das Gebäude ist eine riesige neun Stockwerke umfassende Spielhalle.

Namba-Parks Einkaufszentrum von John Jerde, 2008

Mit seinen Dachgärten und künstlichen Schluchten schafft das Gebäude eine ruhige Oase inmitten der hektischen Innenstadt Osakas.

Umeda Sky Building von Hiroshi Hara, 1993

Zwei 170m Türme sind an ihrer Spitze mit einer riesigen Aussichtsplattform verbunden zu der man nur durch schwebende Rolltreppen kommt, die zwischen den Gebäuden hängen.

Kobe

Yamamura Guesthouse von Frank Llloyd Wright, 1924

Eine Serie von unterschiedlichen Ebenen schmiegt sich an den Hang und öffnet sich zur umliegenden Natur. Typisch auch die Dachterrassen, sowie der pregnante Kamin. Interessant ist auch das Zusammenspiels typischer Frank Lloyd Wright Elemente mit der traditionell japanisch anmutenden Innenausstattung.

Rokko I bis IV. Wohnkomplexe von Tadao Ando, 1981-1997

Stark gerasterte Wohnkomplexe die sich an die steilen Hänge des Rokko (der Hausberg von Kobe) anschmiegen. Trotz des einheitlichen Rasters bilden sich eine Reihe unterschiedlichster Wohneinheiten, die jedoch alle über große Terrassen und viel Naturbezug verfügen.

4×4 Häuser von Tadao Ando, 2003

In ihrer schlichten Klarheit sind diese beiden Wohntürme ein ganz besonderes Highlight. Auf minimalen Raum zwischen Hauptstraße und Wasserkante gelegen wirken sie eher wie Aussichtstürme die einen grandiosen Blick über die Bucht von Kobe und die Kaikyo-Brücke bieten.

Awaji Island

Wassertempel Hompuku-Ji von Tadao Ando, 1991

Im typischen Ando-Stil wird der Besucher an einem genau vorgeschriebenen Weg entlang roher Betonwände an einen Teich geleitet in den er eintaucht um zum eigentlichen Tempel zu kommen, der sich unter der Wasseroberfläche befindet. Durch ein Gitter aus rotem Holz fällt das Licht in den Innenraum und duchflutet den Raum mit einer mystischen Stimmung.

Awaji Yumebutai, Tadao Ando, 1999

Ein riesiger Komplex der gleichzeitig ein Denkmal für die Opfer des Kobe-Erdbebens, wie auch Konferenzzentrum, Park, Spa und andere Dinge beinhaltet. Auf einem, für den Bau einer künstlichen Insel abgetragenen, Berg gelegen, versucht Ando hier die zerstörte Natur mit Park- und Terrassenlandschaften wieder herzustellen. Ando konnte sich hier so richtig „austoben“ und schuf zahlreiche der für ihn so typischen, von geometrie und Beton geprägten Räume mit faszinierenden Durchwegungen und Lichteffekten.

Tokyo

Die Marienkathedrale von Kenzo Tange, 1964

Tange schuf ein stark geometrisch geprägtes Gebäude dessen Grundriss auf einem Kreuz basiert. Das Innere ist in rohem Beton gehalten während die äußere Hülle aus Edelstahl regelrecht strahlt.

Olympiastadion im Yoyogipark, Kenzo Tange, 1964

Ähnlich dem Münchner Olympiastadion wurde hier ein Gebäude geschaffen das für sein Land eine neue Zeit einleiten sollte. Als erstem gelang es Tange traditionell japanische Elemente mit modernen Strömungen zu kombinieren und so eine völlig eigenständige japanische Architektursprache zu gründen. Die abgehängte Dachkonstruktion der zwei Hallen schafft spannende, leicht wirkende Baukörper, die an den Seiten regelrecht abzuheben scheinen.

Ein paar beispiele für negative japanische Architektur. Phillip Starcks Gebäude für die Bierbrauerei Asahi im Stile eines Bierglas ist wohl etwas zu bildlich geraten. Die Satteldächer schaffen in gigantischen Wohnkomplexen auch nicht wirklich eine Wohlfühlatmosphäre. Das Hochhaus in Yokohama steht einfach mal sinnblidlich für die oft doch arg klotzigen  und formlosen Gebäude der 1980er Jahre.

Tokyo erhält derzeit einen neuen Fernsehturm der höher werden soll als der CN Tower in Toronto.

Wohnhaus von Issey Sakamoto, 2005

Der weiße Kristall sticht aus der dichten Bebauung des Viertel herraus.

Bürogebäude von Sei Takeyama, 1987

Einfach mal ein Beispiel für den feinen japanischen Sichtbeton.

National Museum of Western Art, Le Corbusier, 1959

Gebaut als Prototyp für ein Museum das beliebig wachsen kann. Zur Erschließung dient ein Lichthof im Inneren. Balkone und Panoramafenster schaffen den Bezug zum Ueno-Park.

International Library of childrens Literature, Anbau von Ando, 2002

Suntory Museum of Art, Kengo Kuma, 2007

Galerie der Schätze von Horyuji, Yoshio Taniguchi, 1999

21_21 Design Sight, Tadao Ano, 2007

Kleines in den Boden vertieftes Museum das über Lichthöfe belichtet wird und von einem unglaublich glatten, fugenlosen Stahldach abgeschlossen wird.

Nagakin Capsule Tower

Ein absoluter Klassiker der 60er Jahre und Sinnbild für die Metabolismus-Bewegung in Tokyo. Steht aufgrund von Asbestproblemen und des fehlenden japanischen Denkmalschutzes kurz vor dem Abriss.

Shizuoka Pressezentrum, Kenzo Tange, 1967

Mikimoto Flagshipstore Ginza, Toyo Ito, 2005

Die leicht rosane Stahlfassade mit frei verteilten Einschnitten macht das Gebäude zu einem Eye-Catcher in der Ginza.

Ginza Flagshipstores von Luis Vuitton, Dior und Apple

Maison Hermes von Renzo Piano, 2001

Der Monolith aus Glasbausteinen entfaltet erst Nachts seine Wirkung und erinnert dann an japanische Lampions. Doch auch tagsüber strahlt das Gebäude im gegensatz zu seinen Nachbarn eine angenehme Ruhe und Klarheit aus.

Omotesando Hills von Tadao Ando, 2005

Eines der neueren Projekte Andos. Das Einkaufszentrum gräbt sich mehrere Stockwerke in den Boden, damit darüber noch Platz für Luxusappartments bleibt.

Dior Flagshipstore auf der Omotesando, Sanaa, 2003

Flagshipstore von Audi

Twist von MVRDV, 2007

Viel Schall und Rauch. Hinter den markanten Fassaden bleibt meist nicht viel besonderes übrig…

Tods Flagshipstore auf der Omotesando, Toyo Ito, 2004

Die bekannte Fassade bezieht sich auf die Struktur der Bäume die die Omotesando Straße säumen und trägt die Kräfte so zu sagen auf ganz natürlichem Wege ab.

Prada Flagshipstore, Herzog & de Meuron, 2003

Der Kristall ist einer der wenigen Flagshipstores die architektonisch wirklich durchgehend überzeugen und nicht bloss vorgehängte Fassade zu bieten haben.

Ein merkwürdig gebogenes Gebäude in der Ginza  und

Tokyo International Forum, Rafael Vinoly, 1996

Das riesige Forum wirkt leicht überdimensioniert.

Fuji Kindergarten, Tezuka Architects

Komplett offene, fließende Räume ohne feste Wände und ein riesiges Arenaförmiges, bespieltes Dach. Ein ganz besonderer, spielzeugfreier Kindergarten der bei den Kindern ganz offensichtlich trotzdem hervorragend ankommt.

Hanamidori Culturalcenter, Atelier Bow Wow

Bibliothek der Tama Arts University, Toyo Ito, 2006

Der Grundriss basiert auf einem leicht gebogenen Raster dessen Schnittpunkte jeweils mit Bögen verbunden werden. So entsteht ein fließender, höhlenartiger Raum.

Kanagawa Institute of Technology von Junya Ishigami, 2008

Das Gebäude dient ähnlich der Blue Box Bochum als Arbeitsplatz für Studenten. Junya Ishigami, der offensichtlich durch seine Zeit im Büro SANAA geprägt ist, erschuf  einen minimalistischen Raum, der nur aus einer Art Bambuswald aus Stützen besteht. Diese sind so aufgeteilt dass ein Teil der Lastabtragung dient und der andere Teil die Aussteifung übernimmt. Die Funktionalität des ganzen lässt jedoch zu wünschen übrig. So bedarf es schon 13 riesigen Klimaanlagen die quer durch die Halle verteilt sind um im Sommer nicht einzugehen und im Winter nicht zu erfrieren…

Yokohama

Hafenterminal in Yokohama, Foreign Office Architecte (FOA), 2002

Auf  dem Dach befindet sich ein Park mit weitläufigen fliessenden Plätzen und Rasenflächen, der nicht nur dem Abschiednehmen von  Schiffspassagieren dient sondern durchaus auch zum Verweilen einlädt.

Und zu guter letzt ein Beispiel für japanische High-Tech-Architektur der 80er Jahre. Dieses Monster steht mitten in einem dicht bebauten aber eigentlich eher kleinformatigen Wohngebiet in der Nähe des Shinjuku Bahnhofs und beherbergt eine kleine Kunsthochschule. Ach könnte es sich doch tatsächlich erheben und davon laufen, wie es den Schein erweckt. Vielleicht wäre es besser so…


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2 responses

8 12 2010
Japan-Exkursion « Äpplers Blog

[…] für 11 Tage auf Exkursion in Japan. Neben einem Mammutprogramm an zu besichtigender Architektur (Hier) war das natürlich auch ein Express-Kulturschock allerfeinster Güte. Ich denke es gibt kaum ein […]

29 12 2010
wendelin

tolle Bilder – kompliment!!
sehr beeindruckend, wie du in nur 11 tagen so viel sehen konntest, dir die orte und namen merken kannst und auch noch die einzelnen jahrgänge hinkriegst!
vielleicht komme ich ja auch mal in die gegend – ich würde einige dinge sicher gerne auch in der gesamtheit der erscheinung auf mich einwirken lassen wollen – hat echt schon vorfreude geweckt – danke!

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