AMAZING AGRA (Tage 8-10)

9 01 2012

morgengrauen am Taj Mahal

Am Achten Tag hatten wir wieder eine lange Busreise vor uns. Durch ödes, staubtrockenes Land in dem nur vereinzelte Frauen in bunten Saris auf den Feldern für Farbtupfer sorgten fuhren wir Richtung Osten. Kamelwagen und überladene Fahrzeuge säumten die Straßenränder wie schon an den vorherigen Tagen. Gegen Mittag legten wir einen Stop am Stufenbrunnen Chand Baoli ein. Mitten in diesem ganzen nirgendwo wurde im 9. Jahrhundert eine der prächtigsten Brunnenanlagen der Welt gebaut. Die 35m tiefe Anlage zu der von allen Seiten insgesamt 3500 Stufen hinab führen bildet quasi eine inverse, in die Erde hinabführende Pyramide. Sie ist aber nicht nur ein reiner Brunnen. Das rare und kostbare  Gut Wasser wurde hier regelrecht zelebriert. Die alten Gemäuer eines Bades mit getrennten Bereichen für Männer und Frauen, sowie eines daran angeschlossenen Tempel zeugen noch heute davon.

Das eigentliche Tagesziel lag jedoch noch einmal ca. 100km weiter östlich. Am frühen Nachmittag kamen wir in Fatehpur Sikri an. Auf einem Hügel über einem Flussbett wurde von 1569 bis 1574 auf Geheiß des Großmoguls Akbar die neue Hauptstadt gebaut. Ein hier ansäßiger Scheich hatte Akbar erfolgreich drei Söhne prophezeit, was diesen so beeindruckte dass er prompt an dieser Stelle eine neue Hauptstadt bauen ließ und mit samt Hofstaat vom nur 40km entfernten Agra aus umzog. Bereits 1585 hatte er jedoch schon wieder neue Pläne und zog weiter nach Lahore von wo aus die Feldzüge besser zu überwachen waren. Möglicherweise könnte auch Wasserknappheit in Fatehpur Sikri ein Grund gewesen sein. Jedenfalls lag die prächtige Stadt nach nicht einmal 15 Jahren Nutzung brach und geriet in Vergessenheit. Aus heutiger Sicht ist das allerdings sehr gut, da die 450 Jahre alten Ruinen nun hervorragend erhalten und zum Teil restauriert sind und ein tolles Beispiel für die Architektur des Moguleichs abgeben.

Wir hatten den kompletten Nachmittag um das ausgedehnte Gelände zu erkunden und zu beobachten wie die roten Sandsteinmauern im Licht der untergehenden Sonne zu glühen begannen. Die dazwischen herumfliegenden grünen Papageien rundeten das farbenprächtige Bild ab. Leider bekamen wir jedoch auch zu spüren dass wir uns nun in gut ausgetretenen Touristenpfaden bewegten. Um zur etwas außerhalb der Stadt gelegenen großen Moschee zu gelangen muss man das Gelände verlassen und gerät prompt in eine Herde an aufdringlichen Schleppern und Bettlern. Natürlich ist auch das ein Teil von Indien, bis jetzt war er uns aber größtenteils erspart geblieben. Nun schwirrten vor allem Kinder um uns herum die versuchten uns unsere Eintrittskarten gegen Postkarten oder ähnlichen Nippes abzutauschen. Es scheint wohl ein gutes Geschäft zu sein, die Karten unter dem Tisch weiter zu verkaufen. Beeindruckend waren dagegen die Jungs die am Eingang der Moschee saßen und gegen einen kleinen Obolus auf die Schuhe aufpassten. Jeder von ihnen hatte riesige Haufen von 50-100 Schuhen vor sich liegen, sie wussten aber haargenau wem welches paar gehörte und hielten sie einem bei der Rückkehr bereits entgegen. Am Abend fuhren wir noch weiter nach Agra, vielleicht einem der Höhepunkte dieser Reise.

Um 5h morgens des neunten Tages trafen wir uns zu sechst in der Hotellobby. Ehe wir um 9h mit der gesamten Gruppe zum Taj Mahal aufbrachen wollten wir noch den Sonnenaufgang von der anderen Flusseite aus bestaunen. Der Yamuna-Fluss fließt durch die 3-Millionen-Einwohner-Stadt Agra als breiter Strom mit einem halbtrockenen Flussbett von deutlich über 100m breite. Nur wenige Brücken verbinden die beiden Seiten. Somit ist der Weg auf die andere Seite des Flusses mit einem ziemlichen Umweg durch die halbe Stadt verbunden. Jeweils zu dritt in einer Motorrikscha düsten wir über leere Straßen im morgengrauen durch die noch schlafende Stadt, vorbei an Müllhaufen in denen sich Affenbanden verlustierten, einmal über die alte rostige Brücke bis zum Metab Bagh Park. Wir zahlten schnell einige Rupien Eintritt und liefen durch ein paar Bäume ehe wir auf eine große Wiese kamen und zu unserer rechten im Nebel die Umrisse des Taj Mahal auftauchten. Ein grandioser Moment. Außer uns waren nur 2 andere Menschen in dem ausgedehnten Park. Wir konnten uns also in aller Ruhe auf eine Mauer am Fluss setzen, den erwachendenVögeln und dem Gebetsruf eines nicht weit entfernten Tempels lauschen und zusehen wie sich der Nebel langsam lichtete und das weltberühmte Monument auf der anderen Flussseite im glanz der Morgensonne zu strahlen begann. Viel besser geht es eigentlich wirklich nicht. Leider mussten wir pünktlich zurück am Hotel sein um die Gruppe nicht zu verpassen, so mussten wir aufbrechen bevor sich der Nebel endgültig lichtete. Dennoch gehörte dieser morgen definitiv zu den eindrucksvollsten Momenten die ich bisher erleben durfte. Ich hatte es gar nicht so erwartet, aber die schiere Perfektion dieses Gebäudes, gepaart mit der Atmosphäre dieses frühen morgens waren schon etwas ganz besonderes.

Zwei Stunden später fanden wir uns auf der anderen Seite des Flusses am Eingang des Taj Mahal wieder. Leider musste ich hier Sabrinas hoch gefährlichen Maskottchen-Stoffhasen abgeben, mit dem ich vorgehabt hatte ein Foto zu schießen. Gemeinsam mit einem Taschenmesser, Feuerzeugen, Zigaretten und verschiedenen Bonbons anderer Gruppenmitglieder musste der arme in einer Tüte am Eingang auf uns warten. Anscheinend haben Hasen in Indien keinen guten Ruf. Mit dieser Gefahrensituation aus dem Weg durfte ich das Gelände dann betreten und das Taj Mahal nun auch aus der Nähe begutachten. Und auch diesem Blick hielt das elegante Gebäude stand. Die perfekten Proportionen ziehen sich bis ins Detail und die weißen Marmorwände sind über und über mit feinsten Edelsteinen dekoriert. Die vier schlanken, ganz leicht nach außen geneigten Minarette die im Falle eines Erdbebens vom Gebäude weg fallen sollten geben dem ganzen eine Art Rahmen. Und von der Plattform auf der Das Gebäude steht hat man einen tollen Ausblick über den weiten Bogen des Yamuna und den Park auf der anderen Seite.

Am mittag stand dann noch die zweite Weltkulturerbestätte Agras auf dem Programm, das Rote Fort. Dieses wurde 1565 von jenem Kaiser Akbar gebaut der nur einige Jahre später weiter nach Fatehpur Sikri zog. In späteren Jahren diente es unter anderem Shah Jahan als Regierungssitz, der heute neben seiner geliebten Frau im Taj Mahal begraben liegt. Das interessanteste an dem Fort ist jedoch die harmonische Vereinigung islamischer und hinduistischer Baukünste.

Am Nachmittag ging die Fahrt weiter. Leider brauchten wir für die gut 150km bis Delhi knapp 7 Stunden, wobei wir davon sicher die Hälfte im dichten Verkehr irgendwo in der Peripherie der 20-Millionen-Stadt feststeckten. So kamen wir erst spät am abend relativ entkräftet in unserem Hotel an. Es war die fünfte Nacht in Folge an unterschiedlichen Orten mit jeweils gut 5 bis 6 Stunden Fahrt dazwischen. Obwohl der Bus und die  Hotels für indische Verhältnisse gut waren machten sich die Reisestrapazen dieses Mammutprogramms langsam doch bemerkbar.

Die große Freitagsmoschee von Delhi ist eine der größten Moscheen der Welt mit Platz für über 20.000 Gläubige und befindet sich mitten im Zentrum Shahjahanabads, der Altstadt Delhis. Man kann dem eleganten Gebäude recht gut ablesen, dass der Bauherr jener Großmogul Shah Jahan war der auch das Taj Mahal in Agra in Auftrag gab. An diesem Dienstagmorgen war der große Hof relativ leer so dass man sich in Ruhe umschauen konnte. Eines der beiden Minarette ist begehbar und bietet als Gegenleistung für etwas körperliche Arbeit und Schwindelfreiheit eine tolle Aussicht. Eine dünne steile Wendeltreppe führt in dem Turm nach oben und nur an einer Stelle gibt es einen Erker an dem man entgegenkommenden Leuten Platz machen kann. Oben angekommen steht man auf einer winzigen Plattform ohne nennenswerte Brüstung die gerade eben Platz für 2-3 Menschen bietet. Sie ist zwar durch ein Gitter rund herum gesichert aber dennoch nichts für Leute mit Höhenangst.

Vor der Moschee fand zu der Zeit ein großer Ziegenmarkt statt so dass die gesamte umliegende Altstadt voller Ziegen war. Wir nutzten den Aufenthalt an der Moschee um zu viert eine kleine Runde durch die umliegenden Straßen zu drehen, in denen sich Delhi von seiner rauhen, schmutzigen Seite präsentiert. Zwischen Autwowracks saßen da Straßenverkäufer mit Käfigen in denen erbärmlich aussehende, zerrupfte Vögel dicht gedrängt vor sich hin vegetierten. Fliegen surrten überall umher. Eine Straße weiter lagen abgetrennte Ziegenköpfe auf einer Theke einer kleinen Metzgerei. Der Metzger schlachtete auf offener Straße einige Hühner. Im Nachbarhaus lud indes ein kleiner Schnellimbis zum Chickenburger. Durch die engen Gassen drängten sich Menschen, mit Karren, auf Motorrädern, in Motoriskchas. Wir schafften es leider nur bis zum Eingang des großen Ziegenmarktes ehe wir wieder zurück zum Bus eilen mussten.

Der Rest des Tages erwies sich leider als ein ziemlicher Reinfall. Nach stundenlangem Warten und Passkontrollen vor der Parlementsbibliothek gewährte man uns nur einen kurzen Blick ins Gebäude und einen Rundgang in einer kleinen Ausstellung für Schulklassen über die indische Verfassung. Am Nachmittag besuchten wir die Baustelle eines fast fertigen Wohnhauses irgendwo in den Vororten. Leider kamen wir dort durch die lange Warterei und den Verkehr Delhis deutlich später an als geplant, so dass die Architekten des kleinen Büros Gupta Vir Müller, die uns eigentlich empfangen wollten bereits wieder auf dem Weg zu einem Termin waren. Am Abend kamen dann noch Navigationsprobleme bei der Suche des Restaurants hinzu. Alles was in den vorherigen Tagen so reibungslos funktioniert hatte ging an diesem Tag schief. Es blieb aber in den 2 Wochen Reisezeit bei diesem einen Tag. Man muss den Organisatoren also an dieser Stelle nochmal ein Lob aussprechen!

Indische Autobahnen

Chand Baoli Stepwell

Fatehpur Sikri

hof der Moschee von Fatehpur Sikri

Schuhwächter und Straßenkinder mit Sara und Gabriela

Rikschatour im Morgengrauen und ein merkwürdiger Page im hotel

Taj Mahal im Sonnenaufgang

Taj Mahal von nahem am mittag

Das rote Fort von Agra


Freitagsmoschee in Delhi

Im hintergrund das größte Einfamilienhaus der Welt

Auf dem Minarett der Freitagsmoschee

Alt Delhi, Rund um die Moschee

Wohngebäude in Delhi von Gupta Vir Müller Architekten

Noch viel mehr Bilder gibts auf FlickR…

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Fatehpur SikriSAMSUNG DIGITAL CAMERA SAMSUNG DIGITAL CAMERASAMSUNG DIGITAL CAMERASAMSUNG DIGITAL CAMERA SAMSUNG DIGITAL CAMERA
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Agra & Delhi 11, a set on Flickr.

MUMBAI MAINA (Tag 1)
AHMEDABAD ADVENTURE (Tage 2-4)
RAJASTAN RALLYE (Tage 5-7)
CHARMING CHANDIGARH (Tage 11-13)





RAJASTAN RALLYE (Tage 5-7)

2 01 2012

hawa mahal in Jaipur

Am morgen des fünften Tages ließen wir Ahmedabad hinter uns und bewegten uns per Bus in gemäßigtem Tempo Richtung Norden. Wir machten noch einen kurzen Halt an einem Stufenbrunnen nördlich von Ahmedabad und einen weiteren in der Planstadt Ghandinagar, seit 1970 Hauptstadt des Staates Gujarat. Danach fuhren wir ohne weitere Stops hinein in die Wüsten Rajastans. Die Autobahnen waren recht gut ausgebaut. Auf ihnen bewegten sich jedoch auch Kamelwagen, Motorrikschas und Fußgänger und von Zeit zu Zeit lag auch mal eine Kuh auf dem Mittelstreifen. Somit war das zügige Vorrankommen nicht immer garantiert und wir benötigten einen guten halben Tag für die 260km bis Udaipur. Aber immerhin bekamen wir auf dem Weg ein wenig Landschaft und die ein oder andere Kuriosität am Straßenrand wie völlig überladene Motorräder und Busse zu sehen. Für Heiterkeit und Gelächter im Bus war gesorgt als auf einem etwas huppeligem Abschnitt eine der Sitzreihen im Bus komplett aus ihrer Verankerung brach und nach hinten kippte. Wir mussten uns notdürftig behelfen und die Bank für den Rest der Fahrt quer in den Bus stellen. Es leben indische Sicherheitsstandards!

In Udaipur angekommen hatten wir den Rest des Tages für uns zur freien Verfügung. Mit einigen Mädels aus der Gruppe zog ich eine Runde in die Altstadt um in den einen oder anderen Laden zu schauen und Mitbringsel zu organisieren. Udaipur ist eine für indische Verhältnisse kleine Stadt mit irgendwas um 500.000 Einwohnern. Entsprechend ist das Zentrum auch eher klein, doch die engen, gewundenen Gassen auf einem Hügel an einem künstlich angelegten See haben durchaus ihren Charme. Während wir da so entlang bummelten kamen wir an einem großen Tempel vorbei aus dem Gesang drang und in dem sich gerade viele Menschen versammelten. Wir ließen uns mal mit dem Strom die große Treppenanlage hinauf tragen und ehe ich mich versah hatte ich ein paar Blumen in die Hand gedrückt bekommen die ich, wie mir erklärt wurde, als Opfer darzubieten hatte um im Gegenzug Glück zu erhalten. Ein fairer Deal. Wir warteten also ein paar Minuten ab bis sich der große Andrang etwas abgeschwächt hatte und stiegen dann hinauf in den Tempel wo man der hier hausenden Gottheit bereits ein großes Buffet mit allerlei Gaben angerichtet hatte. Unsere Blumen konnten in Anbetracht dessen keinen großen Eindruck mehr schinden. Dennoch legten wir sie den Gebräuchen entsprechend hernieder und bedankten uns anschließend bei dem netten Menschen der uns das Prozedere erklärt hatte. Das Glück kam prompt in Form einiger Affen die im hinteren Bereich des Tempels in der einsetzenden Dämmerung von Ast zu Ast sprangen und schlieslich zu unserem Entzücken die reich verzierten Tempelwände als Kletterfelsen missbrauchten.

Der sechste Tag brach an und wir versammelten uns mit der Gruppe am Palast von Udaipur, einem von vielen mittelalterlichen Überbleibseln im ewig umkämpften Rajastan. Hindi, Moslems, Steppenvölker und Europäer haben sich hier über die Jahrhunderte so einiges an Kriegen geliefert, weshalb die Landschaft übersäht ist mit alten Verteidigungsanlagen, Burgen und Gemäuern. Der Palast von Udaipur ist eigentlich ein Komplex aus mehreren Palastanlagen zu denen auch der Lake Palace gehört, ein weiß schimmerndes Gebäude mitten im 1360 aufgestauten Pichola See, an dessen Ufern wiederrum malerisch der Stadtpalast liegt. Leider war die gebuchte Gruppentour eine ziemliche Zumutung da an diesem fünften und letzten Diwali-Feiertag anscheinend halb Indien den Stadtpalast sehen wollte. Der Rundgang war so überfüllt, dass es an vielen Stellen weder vorwärts noch rückwärts ging und man sich einfach über mehrere Minuten in der Masse durch enge Gänge schieben lassen musste bis man in irgendeinem Innenhof ausgespuckt wurde und sich dort für den nächsten engen Gang anstellen konnte. Deutlich entspannter war da schon die darauf folgende Tour mit dem Boot auf dem Pichola See.

Den Nachmittag erhielten wir wiederrum zur freien Verfügung was genutzt wurde um weitere Mitbringsel zu ergattern und ein wenig durch die Märkte der Stadt zu stöbern. Nach einem gemeinsamen Essen wollten wir dann am Abend die weiterreise im Nachtzug nach Jaipur antreten.

Zwischendurch zwei wichtige Lektionen zum Nachtzugfahren in Indien: Lektion 1) Informiere dich vorher in welchem Bereich du einsteigen musst! Indische Züge sind einen gefühlten Kilometer lang und wenn man mit Gepäck einmal den kompletten Bahnsteig auf und ab hasten muss bis man den richtigen Wagen gefunden hat ist das nicht so gut. Wenn man dann auch noch zu erst in Richtung der niedrigklassigeren Wagen läuft und plötzlich an völlig überfüllten Schlafwagen ankommt die nur Gitter in den Fenstern und keine Beleuchtung haben, und sich in der Gruppe immer mehr Unruhe breit macht, dann ist auch das nicht ganz so gut. Natürlich hatten wir unsere Plätze in den klimatisierten Wagen, um genau zu sein in der dritthöchsten von neun Kategorien. Lektion 2) Der audgedruckte verknitterte Zettel der am Bahnhof außen neben die Tür geklebt wird ist wichtig! Auf diesem stehen mämlich die zugewiesenen Sitz- bzw Liegeplätze. In dem Moment in dem aber 40 Touristen mit Gepäck plus ebenso viele Inder mit noch mehr Gepäck in einen Wagen gestürmt sind ohne vorher zu gucken ist es nur noch sehr sehr schwer nachzuvollziehen wer denn nun wo sitzen soll. In unserem Wagen waren die Plätze in quasi offene Abteile mit 6 Liegen und auf der anderen Seite vom Gang jeweils 2 übereinander liegende einzelne Liegen eingeteilt. Ich hatte das Glück eine der oberen Liegen direkt am Gang zu ergattern die im gegensatz zu den 6er Abteilen einen eigenen Vorhang besitzen. Ab dem Moment fand ich die 8-Stündige Zugfahrt eigentlich recht angenehm wenngleich natürlich wenig komfortabel. Aber immerhin befanden wir uns ja auch in Indien und nicht in einem ICE. Ich konnte einige Stunden Schlaf ergattern und es vermeiden dem Loch im Boden des Wagens, dass hier als Toilette fungiert, einen Besuch abstatten zu müssen. Also alles richtig gemacht…

Am morgen des siebten Tages saßen wir alle auf der Wiese vor einem wunderschönen Hotel in Jaipur beim Frühstück. Leider konnte aus verschiedenen Gründen nicht jeder aus der Gruppe auf 6 Stunden Schlaf zurückschauen, weshalb die Stimmung doch deutlich gedämpft war. Ich persönlich war jedoch recht fit und voll der Vorfreude auf einen neuen Tag. Schon bald machten wir uns zu Fuß auf den Weg in die nahegelegene Altstadt, die irgendein Herrscher um 1876 zu Ehren des Besuches irgendeines englischen Königs komplett Rosa anmalen ließ. Noch heute sind 90% der Bausubstanz in dieser Farbe der Gastfreundschaft gehalten, wenngleich der Zahn der Zeit das ganze etwas verblassen lässt. Die vielleicht bekannteste Sehenswürdigkeit Jaipurs ist der um 1800 gebaute Palast der Winde Hawa Mahal, ein prächtiges Gebäude an der wichtigsten Kreuzung der Stadt dessen Zweck es war den Frauen des Palastes einen Blick ins Geschehen zu ermöglichen. Die strengen Sitten der Zeit erlaubten den Damen des Königs keine Teilnahme an der Gesellschaft. Die filigranen steinernen Gitterkonstruktionen des Gebäudes boten den dahinterliegenden Flaniergängen einen guten Sichtschutz und ermöglichten somit zumindest eine passive Teilnahme an den beliebten Prozessionen auf der Straße.

Einige hundert Meter weiter am Rande der Palastanlagen stehen ein paar seltsam anmutende geometrische Großformen in einem Park und leuchten im Sonnenlicht. Das 1720 errichtete Jantar Mantar ist eines von fünf zu der Zeit in Indien gebauten Großobservatorien und gehört seit einigen Jahren zum Weltkulturerbe. Während in Europa die Feinmechanik entwickelt wurde um die Genauigkeit von Messgeräten zu steigern erreichte man selbigen Effekt in Indien durch schiere Größe. So kann die 27m hohe Sonnenuhr des Jantar Mantar die Zeit auf 2 Sekunden genau anzeigen. Man kann dem Schatten beim Wandern regelrecht zusehen. Außer der Sonnenuhr stehen noch 13 weitere astronomische Großgeräte in dem Park die den Verlauf verschiedener Gestirne messen und alles in allem ein sehr fotogenes Gesamtbild abgeben.

Desweiteren gibt es im Umkreis des Palastes einen Tempel in dessen einladenden Parkanlagen eine große Gruppe Affen lebt. Die Tiere verteilen sich Tagsüber in die ganze Stadt und können immer wieder mal auf Hausdächern und am Straßenrand gesehen werden. In dem Park sitzen sie überall auf den Wiesen und sind relativ zutraulich so dass sie ein gutes Fotomotiv abgeben. Außerdem hängen in den Bäumen noch große Flughunde die ab und zu mal die Flügel ausspreizen und ihre beeindruckende Spannweite zeigen. Vor lauter Affen verloren wir zu viert den Rest der Gruppe aus den Augen und mussten schließlich alleine per Motorrikscha den Weg ins Hotel finden. Aber das war es Wert!

Am Nachmittag stand dann mal wieder etwas Architektur auf dem Programm. Das Jawahar Kala Kendra Kunstzentrum von Charles Correa wurde im Jahr 1991 gebaut um die Künste und das Handwerk des Staates Rajastan hier zu sammeln und zu erhalten. Das besondere ist der Grundriss der sich an alten indischen Mandalas so wie den traditionellen Stadtgrundrissen orientiert und die gesamte Anlage in 9 Felder einteilt von denen das mittlere offen bleibt und ein Openairtheater beherbergt. Besonders beeindruckend waren hier die leuchtenden Farben der jeweiligen Abschnitte in der prallen Mittagssonne. Desweiteren gibt es in Jaipur die Pearl Academy of Fashion zu bestaunen die das Architekturbüro morphogenesis erst im Jahr 2008 fertigstellte und die somit zu den wenigen neueren Gebäuden auf unserer Liste zählte. Die Hochschule präsentiert sich als strikter Kubus der von außen nur durch seine Sonnenschutzgitter strukturiert, im inneren aber durch amorphe Innenhöfe aufgebrochen wird. Tatsächlich ein sehr interessantes Gebäude das an diesem späten Nachmittag jedoch leider verwaist und großteils verschlossen im abendlicht lag. Nach einem langen, anstrengenden Tag wurden wir am Abend mit einem Essen in einem der besten Hotels der Stadt, inklusive Tanz- und Showeinlagen belohnt ehe es relativ zeitig wieder zurück in unser eigenes Hotel ging um dem vor allem durch den Nachtzug entstandenen Schlafdefizit entgegenzuwirken.

Indische Autobahnen

Kaputte Bank im Bus

In den Straßen von Udaipur

Momente in Udaipur

Tempel und Opfergaben im inneren

Udaipur City Palace

überfüllte Räume und Männchen aus Kuhfladen

Mit dem Nachtzug durch Indien…

Impressionen aus Jaipur

Jantar Mantar, eine Minute auf einer Sonnenuhr

Tierwelt in Jaipur, ein halber Zoo in der Stadt

Jawahar Kala Kendra Kunstzentrum von Charles Correa

Jaipur Momente

Pearl Academy of Fashion

Abendessen mit Showeinlage

Noch viel mehr Bilder gibts auf FlickR…

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Rajastan 11, a set on Flickr.

MUMBAI MAINA (Tag 1)
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AHMEDABAD ADVENTURE (Tag 2-4)

15 12 2011

Indische Züge haben weder Türen noch Fensterscheiben. In den offenen Löchern stehen Männer, Bündel, Kinder, scheinen regelrecht hinauszuhängen und drohen jeden Moment zu fallen. Doch sie bleiben stehen und der Zug rumpelt weiter seiner Wege. In unserem 1.Klasse-Abteil gab es dieses Problem natürlich nicht. Eine dicke, schmutzige Glasscheibe trennte uns von der bunten Diashow die da draußen abzulaufen schien. Menschen, Kühe und Ziegen zogen da vorbei, standen neben, auf und zwischen den schienen, verrichteten ihre Notdurft, kochten etwas zu essen, lagen einfach da und schliefen. Die Schienen der Indian Railways sind so etwas wie das Wohnzimmer von Millionen Menschen. Erst zig Kilometer hinter Mumbai wich das allgemeine Chaos so etwas wie Landschaft.

Um 13h kamen wir schließlich in der quirligen 5-Millionen-Metropole Ahmedabad an, örtlich auch Amdavad genannt. Auch hier stand bereits ein Bus vor dem Bahnhof bereit der uns durch einen wilden Strom aus grüngelben Motorrikschas, mit drei, vier und fünf Mann besetzten Motorrädern, Fußgängern und wild herumstreundenden Kühen sicher zum Hotel Cama navigierte. Nach einem netten Willkommenstrunk und einer kurzen Erfrischung konnte dann das Tagesprogramm beginnen. Wiederrum war es der Bus der uns zu unserem ersten Ziel brachte während wir die Show genossen die da draußen an uns vorbeizog. Bunte Läden und Stände boten allerlei Krimskrams zum Verkauf. Frauen in gelben und roten Saris saßen elegant hinten auf Motorrädern. Der ein oder andere Esel- oder Kamelwagen versuchte im allgemeinen Gewusel so gut es ging mitzuschwimmen. Grüne Papageien und kleine Affen auf Hausdächern komplettierten das Bild.

Doch trotz all des exotischen Tohuwabohu waren wir ja eigentlich gekommen um Architektur zu besichtigen. Und Ahmedabad hat auf diesem Feld erstaunlicherweise durchaus einiges zu bieten. Le Corbusier und Louis Kahn haben hier gearbeitet, Balkrishna Doshi, einer der bekanntesten indischen Architekten hat hier sein Büro und die CEPT School of Architecture gehört zu den besten im Lande. Unser erster Besuch galt der Villa Sarabhai, die Le Corbusier im Jahr 1951 für eine reiche Textilweberfamilie in einem parkartigen Grundstück plante. Ein beeindruckend offenes Gebäude dass auf einem einfachen Schottenprinzip basiert und in zwei Richtungen mit dem umliegenden Park zu verschmelzen scheint. Und die Wasserrutsche vom Schlafzimmer in den pool dürfte auch Nicht-Architekten zusagen!

Wir legten einen weiteren Stop an einem Jain-Tempel ein. Die Jain sind eine strengvegetarische Religionsgruppe im Westen indiens. Sie essen nicht einmal Pflanzen die unter der Erde wachsen weil bei der Ernte Insekten zu Schaden kommen könnten. Vor dem Tempel machten wir eine erste Begegnung mit den Kindern Ahmedabads. Die Kinder lieben Kameras. Sie wollen bei jeder Gelegenheit ein Foto von sich gemacht bekommen. Einfach so, weil sie es spaßig finden. Da lacht natürlich auch das Touristen- und Hobbyfotografenherz. Später am Tag hielten wir noch an der Villa Shodhan, ebenfalls ein Entwurf des Schweizer Altmeister Le Corbusier. Leider erhielten wir jedoch in das noch immer bewohnte Gebäude keinen Eintritt und konnten die komplexe Raumstruktur nur von außen erahnen.

Am Abend wollten wir mit einer größeren Gruppe von ca 25 noch eine gemütliche Runde durch die nahegelegene Altstadt schlendern. Doch wir hatten völlig unterschätzt wieviel Aufruhr 25 Europäer in dieser Stadt erregen. Das fing an als wir ausversehen in eine auf der Straße stattfindende Hochzeitsfeier stolperten. Anfängliche Skepsis und Ermahnungen dies sei eine Privatveranstaltung wichen innerhalb von 30 Sekunden einer offenen, freundlichen Begrüßung und Erklärung der Vorgänge. Nach zwei Minuten wollten sie uns gar nicht mehr gehen lassen. Weiter in der Stadt scharten sich wo immer wir stehen blieben innerhalb Sekunden eine Menschentraube von 50-100 Schaulustigen um uns herum. Männer, Frauen, Kinder allen Alters standen einfach da, schauten zu und freuten sich über einen netten Gruß oder ein Händeschütteln. In der 5-Millionen-Einwohner Metropole Ahmedabad sind Touristen offensichtlich eine echte Rarität. Nach einer Weile teilten wir uns auf in kleinere Gruppen, schlenderten noch etwas durch die bunten Marktstände die voll auf die bevorstehenden Diwali-Feiertage eingestellt waren und bestaunten die immer wieder dazwischen auftauchenden Kühe. Schließlich bedienten wir uns des praktischen Transportmittel Motorrikscha um wieder ins Hotel zu kommen. Die kleinen Kisten knattern, oft mit 7 oder 8 Menschen besetzt zu tausenden durch jede indische Stadt und sollten uns noch gute Dienste erweisen. Und das schönste ist das nach jeder Fahrt der Tourist denkt „Wow! Für 70 Cent so weit gefahren!“ und der Rikschfahrer gleichzeitig “ Wow! 70 Cent für das bisschen Fahrt!“. Klassische Win-Win-Situation!

Am morgen von Tag 3 begaben wir uns wieder in die Altstadt. Es gibt hier einen geführten „Heritage walk“ der sich als äußerst interessant und informativ herausstellte. Wir liefen durch Gassen und Höfe und lernten das ein oder andere über traditionelle indische Städtebauprinzipien sowie auch über die Gesellschaftsformen die dazu führten dass sich die Städte so entwickelten wie sie es taten. So ist Ahmedabad streng unterteilt in abgeschlossene Viertel in denen jeweils eine bestimmte Kaste oder Berufsgruppe wohnte, zwischen denen es jedoch auch zahlreiche Geheimgänge und Verbindungen gab. Wir besichtigten Tempel und Märkte und erhielten sogar kurze Einblicke in einige Wohnhäuser, bis wir schließlich zu guter letzt an der großen Freitagsmoschee ankamen. Den guten Kilometer von hier bis zum Busparkplatz wollten wir schnell laufen, doch innerhalb von Minuten hatte sich unsere Gruppe in den Menschenmassen komplett aufgelöst. Die Haupteinkaufsstraße Ghandi-Road ist ein Meer an Menschen und Marktständen und das zu jeder Tageszeit. Als dann auch noch ein Elefant in der Masse auftauchte war es um die Gruppe endgültig geschehen. Irgendwo zwischen all den Kindern die Fotos von sich wollten, Männern die die Hände schütteln wollten und Bettlern die Geld wollten war jeder von uns in seiner eigenen Welt gelandet. Erst mit reichlich Verspätung kamen alle am Bus an und wir konnten zu unserem nächsten Ziel aufbrechen, einem Besuch im Büro von Balkrishna Doshi.

Aufgrund der angebrochenen Diwali-Feiertage denen in Indien eine ähnliche Bedeutung zukommt wie Weihnachten in Europa, war das Büro ebenso wie viele andere Orte an diesem Tag verwaist. Jedoch hatten sich drei Kollegen bereit erklärt uns zu empfangen und durch das Büro zu führen. Der Besuch und der Einblick in hiesige Arbeitswelten war durchaus interessant. Der Einfluss der Altmeister LeCorbusier und Louis Kahn, mit denen Doshi einst zusammen hier in der Stadt arbeitete war unverkennbar, doch auch in der heutigen Zeit macht das Büro interessante Entwürfe. Der nächste Programmpunkt war das Gebäude der Mill Owners Society, ein relativ brutaler Betonkubus von LeCorbusier mit einigen spannenden Details. Auch hier hatte Herr Gatermann es geschafft jemanden herbei zu telefonieren der extra für uns das Gebäude öffnete. Nach einem Rundgang durch das Gebäude konnten wir uns noch über eine Pause beim gegenüberliegenden McDonalds freuen. Wir bekamen zwar jeden morgen und Abend sehr ordentliches Essen im Hotel, doch bei so einem langen Tag auf Achse schadet eine warme Stärkung am mittag ja auch nicht. Und außerdem ist es ja immer wieder interessant wie das eigentlich so standardisierte McDonalds-Menü in anderen Kulturen aussieht. Mich konnte vor allem der McMaharadscha, eine Art indischer BigMac mit Hühnchen und Currysauce überzeugen.

Am Nachmittag besichtigten wir ausgiebig das Indian Institute of Management, ein Hochschulkomplex von Louis Kahn der 1974 fertiggestellt wurde und in den letzten Jahren eine durchaus hochwertige Erweiterung vom Büro HCPDPM erhielt. Außerdem schafften wir auch noch einen Abstecher zur CEPT School of Architecture, wo wir einen deutschen und zwei scheizer Austauschstudenten trafen die uns ein wenig über das Leben in Ahmedabad erzählten.

Zum Abendessen gingen wir mit der ganzen Gruppe in ein Restaurant in der Stadtmitte mit einer wunderschönen Dachterrasse und bekamen ein tolles Menü mit allerlei exotischen Köstlichkeiten vorgesetzt. Später las ich in meinem Guidebuch, dass dies eines der besten Restaurants im Lande sein soll und berühmt für seine traditionel gujaratische Küche ist. Bei dem indischen Preisniveau kann man sich wohl auch als Studentengruppe mal ein wenig Luxus gönnen.

Nach dem Abendessen zogen Simon und ich per Motorrikscha los um die zuvor erwähnten Schweizer zu besuchen. Sie wohnten zu zehnt mit Studenten aus aller Welt in einem netten Studentenhaus am Stadtrand. Der Staat Gujarat ist der einzige „trockene“ Staat Indiens, das heißt Alkohol gibt es nur in ganz wenigen Bottle-Shops und nur in gewissen Rationen per Monat. Mit einem Touristenvisum erhält man zwei Monatsrationen also zum Beispiel 20 Biere. Ausländischen Studenten steht gar keine Ration zu. So war natürlich die Freude groß als wir eine Flasche Whiskey aus dem Bottleshop im Hotel zum gemeinsamen Verzehr mitbrachten. Nach einem netten Abend mit Gesprächen über Architktur, Indien und das Reisen an sich wollten wir uns gegen 1h wieder auf den Weg ins Hotel machen. Leider hatten wir nicht eingeplant dass Ahmedabad nach 24h praktisch ausgestorben ist. So lebhaft diese Metrpole am Tage ist, in der Nacht ist sie eine Geisterstadt. Wir standen einige Minuten auf der Straße und warteten auf eine Rikscha ehe einer der Studenten anbot uns mit dem Motorrad nach hause zu fahren. In Ermangelung an Alternativen kletterten wir beide hinten auf das Motorrad und düsten durch ausgestorbene, holprige Straßen, vorbei an streunenden Hunden in Richtung Innenstadt. Ein echt indisches Erlebnis, dass ich so aber nicht unbedingt nochmal brauche.

Am eigentlichen Diwali Feiertag hatten wir nur am vormittag ein wenig Programm geplant. Der Nachmittag sollte uns zur dringend überfälligen Entspannung und einem Einkaufsbummel dienen. Der erste Stop des Tages war ein Museumsgebäude von LeCorbusier. Insgesamt vier Museen hat er auf der ganzen Welt nach dem selben, modular aufgebauten Prinzip gebaut. Eines davon hatten wir im Vorjahr im Ueno Park in Tokyo besichtigt. Dasjenige in Ahmedabad war leider wegen Diwali geschlossen und die Bausubstanz in miserablen Zustand. An allen Ecken und Enden bröckelte der Beton hinunter. Wir bestiegen schnell wieder den Bus und fuhren weiter zum Ghandi Ashram, den Ort an dem Mahatma Gandhi von 1918 bis 1930 lebte. Der letzte Stop des Tages war der Stufenbrunnen Dada Hari Vav. Da der Westen Indiens relativ trocken ist war Wasser von jeher eine Kostbarkeit. An verschiedenen orten haben Herrscher die Brunnenanlagen zu regelrechten Tempeln ausgebaut. Der Stufenbrunnen von Ahmedabad, gebaut im Jahr 1501, besteht aus einer langen Treppenanlage die ca 20m tief hinunter in die Erde führt und dabei immer wieder durch lichtschächte belichtet wird. Am Ende liegt ein kreisrunder teich über dem ein prachtvoller, nach oben offener Raum das Licht nach unten leitet. In den dunklen, feuchten Gemäuern fliegen zahlreiche Fledermäuse umher und komplettieren mit ihren Schreien das mystische Bild.

Den Nachmittag schlenderte ich mit Simon und Johanna durch die Altstadt und über einen Textilienmarkt. Am Abend kamen wir dann in den Genuss einen der wichtigsten indischen Feiertage life vor Ort miterleben zu dürfen. Diwali ist das Fest der Lichter, so waren schon in den Tagen zuvor überall die Häuser und Geschäfte mit Lichterketten geschmückt und beleuchtet. Vor den Eingängen werden mit farbigem Sand Mandalas gestreut, Kerzen werden aufgestellt und alles wird festlich herausgeputzt. An diesem abend kam dazu noch ein großes Feuerwerk in der ganzen Stadt, das fast den ganzen Abend andauerte. Wir liefen kreuz und quer durch die Straßen und beobachteten das bunte treiben. Schon gegen 23h war jedoch das meiste vorbei. So konnten wir getrost zurück zum Hotel gehen und ein wenig dringend nötigen Schlaf nachholen. Schon am nächsten morgen sollte die Reise weitergehen. Ahmedabad habe ich als eine der beeindruckendsten weil authentischsten Städte kennengelernt die ich bisher besichtigen durfte. Indien mit all seinen Extremen hat uns hier wie eine Welle mit voller Kraft überrollt und mitgerissen, ein wahrer Sturm an Eindrücken hatte sich über uns ergossen.

Essen im Zug

Straßenszenen…

Heritage Walk durch die Altstadt

Kinder…

Stufenbrunnen

Le Corbusier in Ahmedabad

Indian Institute of Management

Jain-Tempel

Büro von Balkrishna Doshi

Motorrikscha!

Die ganze Stadt ein einziger Zoo…

Diwali Beleuchtung und Feuerwerk

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Indian RailwaysDiwali FireworksDiwali in Ahmedabadindian kidsindian kids
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gandhis ashram at ahmedabadgandhis ashram at ahmedabadahmedabad SAMSUNG DIGITAL CAMERALe Corbusier - City Museum of Ahmedabad
Le Corbusier - City Museum of AhmedabadLe Corbusier - City Museum of AhmedabadLe Corbusier - City Museum of AhmedabadLe Corbusier - City Museum of AhmedabadLe Corbusier - City Museum of AhmedabadBanksy Street Art at Ahmedabad

Ahmedabad 11, a set on Flickr.

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