Mucha Altituda

Von Cuzco aus fuhr ich dann also nach Puno, auf der Peruanischen Seite des Titikakasees. Ich hatte grade noch genug Zeit um nachmittags eine kleine Bootsfahrt zu den beeindruckenden Uru-Inseln zu machen. Die Urus, das ist ein Andenvolk, haben hier seit jahrhunderten schwimmende Inseln aus Schilf gebaut auf denen sie ihre Doerfer haben. Alles aus Schilf, die Haeuser, der Boden. Eine Sorte essen sie sogar. Das coole ist aber, dass sie ihre „Doerfer“ quasi nach belieben im See herum bewegen koennen.

Eigentlich wollte ich von Puno aus nach Copacabana, auf der bolivianischen Seite des Sees, doch als ich morgens am Busbahnhof stand sagten sie dass dort gestreikt wird und keine Busse hinfahren koennen. So ging es dann eben direkt nach La Paz. In der chaotischen Metropole teilte ich mir ein Hostelzimmer mit Gabriela aus Brasilien und einem Kanadier dessen Namen ich leider schon wieder vergessen habe. Wir zogen dann auch zusammen durch die Stadt, was doch besser ist, weil es hier echt unmengen an Taschendieben und co gibt. Es ist aber wirklich eine interessante Stadt, total bunt, quirlig und vielschichtig. Von den Wolkenkratzern im zentrum gelangt man innerhalb von Minuten auf grelle, ueberfuellte Maerkte. Man merkt auch sehr schnell das Bolivien das mit Abstand aermste Land Suedamerikas ist. Unter anderem an den Preisen. Auf einem Markt bekamen wir 2 Mahlzeiten (Suppe + Hauptgang) fuer 1€. So billig habe ich glaube ich bisher noch nirgendwo gegessen. Mein Magen war allerdings davon nicht so hundertprozentig begeistert… Nach einem Besuch im interessanten Museo de la Coca fuhr ich am naechsten Abend bereits, zusammen mit Gabriela, runter nach Uyuni. Die 12 Stunden Nachtbusfahrt ueber holprige Schotterpisten war auch schon ein „Erlebniss“. Die Familie vor uns hatte eine ziemlich grosse Schildkroete dabei und brachte diese im Gepaeckfach unter…

In Uyuni hatten wir uns fuer einen 3 Tages Trip in die Salares und die Wueste Suedwestboliviens angemeldet. Wer das „Wherethehellismatt“-Video kennt wird sich an die erste Szene erinnern wo er quasi im Himmel zu tanzen scheint. Das ist der Salar de Uyuni. Leider steht er aber nur Januar und Februar unter Wasser, somit bekamen wir diesen coolen Spiegel-Effekt nicht zu sehen. Flache weisse Flaeche soweit das Auge reicht ist aber auch ganz interessant. Wir fuhren mit 7 Leuten in einem etwas klapprigen 4X4 Toyota, von denen ganze Scharen die Gegend durchkreuzen. Nach einem Besuch auf einem Eisenbahnfriedhof ging es auch direkt in die Salares. Auf einer kleinen von Kakteen ueberwucherten Insel machten wir Mittagspause und einige lustige Fotos. Den Abend verbrachten wir in einem winzigen Dorf am Rande des Salzsees, in einem Hostal das komplett aus Salz gebaut war. Die Waende aus Salzbloecken, die Baenke und Tische, und sogar die Betten waren Matratzen die auf einem Salzblock lagen. Ich persoenlich halte das ganze fuer keine so gute Idee, denn am naechsten morgen war ich dermassen ausgetrocknet dass ich erstmal einen Liter wasser einschuetten musste. Naja, vielleicht gewoehnt man sich daran…

Die naechsten 2 Tage fuhren wir dann durch die Hochland-Wuesten Suedwestboliviens, die so einiges an tollen Landschaften zu bieten haben. Zwischendurch muss man halt immer mal fuer einige Stunden einfach nur durch totes Land fahren. Aber dann kommt ploetzlich eine Lagune, in der hunderte Flamingos zwischen den Spiegelungen der Berge herumstehen. Oder auch mal eine Gruppe Geysire, oder eine heisse Quelle in einem zugefrorenem See auf 4600m. Auf einem kleinen Salzsee tobte sich auch gerade ein Tornado aus, der sich vor unseren Augen bildete und dann auch wieder zerfiel. Ziemlich cool. Leider hatte ich vorallem am 2. Tag ein bisschen meine Probleme mit der Hoehe (alles ueber 3600 und bis fast 5000) und der staubigen extrem trockenen Luft. Am Ende waren wir schon alle wieder recht froh zurueck in Uyuni zu sein. Es ist ein ziemlich anstrengender Trip. Lohnt sich aber auf jeden fall!

Ich blieb dann erst mal noch einen Tag in Uyuni zum erholen ehe ich gestern wieder per Holperbus, in dem diverse Leute auch auf dem Boden sassen, nach Potosí fuhr. Die reichste Silberader der Welt machte Potosí einst zu einer der groessten und reichsten Staedte der Welt, natuerlich alles auf dem Ruecken Indigener und afrikanischer Sklaven die hier angeblich zu Millionen ums Leben kamen. Silber gibt es heute keins mehr, aber viele Minen sind noch offen und bauen andere Metalle ab. Auch heute noch durch pure Handarbeit und unter dem Opfer vieler vieler Minenarbeiter, im Schnitt stirbt einer pro Tag. Die Lebenserwartung eines Arbeiters der heute in der Mine anfaengt betraegt, dank Staub und giftiger chemikalien kaum noch mehr als 10 Jahre. Da es aber fuer viele hier oben die einzige moeglichkeit ist ihre Familie zu ernaehren haben sie quasi keine andere Chance. Man kann Touren in die Minen machen, die von ehemaligen Minenarbeitern gefuehrt werden. Bezaehlt wird quasi mit Cocablaettern und Dynamitstangen (Der Markt hier ist der weltweit einzige an dem man legal Dynamit kaufen kann), diese muessen die Arbeiter naemlich selber bezahlen. Ich hab das jetzt aber sein lassen weil ich sowieso schon als Hoehenprobleme habe und immernoch total ausgetrocknet bin von den Salzseen und dem Staub dort…

Potosí ist also eine Stadt mit einer sehr zweiseitigen Geschichte. Aber der eigentliche Grund warum ich hier her wollte ist ein ganz anderer. Ich hatte letzten Fruehling in der „11 Freunde“ einen tollen Artikel gelesen ueber Real Potosí, den Fussballklub mit dem hoechsten Stadion der Welt, nur knapp unter 4000m, und wie dieser eigentlich schwache Klub in der Copa Libertadores regelmaessig zuhause gegen argentinische und brasilianische Top-Mannschaften gewinnt, weil sie sie in der Hoehe einfach in Grund und Boden laufen koennen. Das klang fuer mich nach einem interessanten Stadionbesuch, und wie es der Zufall so will, stand gestern abend ein Heimspiel in der Copa Libertadores gegen San Lorenzo aus Argentinien an. (das hatte ich natuerlich schon vorher gewusst) So bin ich dann abends um 20h zum Estadio Victor Ugarte gelaufen, dass auch noch nur 5 Minuten vom Hostel weg war und hab mich fuer 4 Euro mit einer Eintrittskarte und einem Schal eingedeckt, den ich auch sehr benoetigte. Es wird hier oben abends bitter kalt. Meine Kamera habe ich diesmal zuhause gelassen, hatte ich aber nicht gebraucht. Es gab ueberhaupt keine Kontrollen, nur die Karte wurde gecheckt. Das weite Rund war halbwegs gut gefuellt und es waren sogar vielleicht 400 Argentinier mitgekommen. Erstaunlich, fuer eine Auswaertsfahrt in eine Stadt ohne Flughafen in die man von Buenos Aires aus 40 Stunden Bus faehrt, davon 10 Stunden mehr oder weniger Schotterpiste. (Das stell ich mir grade mit der Erika vor, und ihren Schaltkuensten… :D ) Zum Spielereinlauf gab es ein Feuerwerk dass ich so noch in keinem Stadion gesehen habe. Ich sag mal, jedemenge Sylvesterflair von allen Seiten! Cool auch, das hier anstatt wuetenden Schildkroetencops Leute im Stadion rumlaufen die tatsaechlich Raketen und Bengalos verkaufen! Das Spiel lief erstmal wie erwartet. Die Argentinier probierten es durch Koennen, doch die Bolivianer waren einfach immer einen Schrit voraus. Zur Halbzeit stand es 2-0. Nachdem noch ein recht lustiger Hund aufs Spielfeld geflitzt war und es geschafft hatte das Spiel fuer bestimmt 5 Minuten anzuhalten, weil ihn keiner Fangen konnte, machte ich mich so um die 70. Minute auf den Weg nach Hause. Es war einfach zu kalt um noch laenger auf einer Steinstufe zu sitzen, und das Spiel verflachte auch zusehends. Ich sah grade noch das 2-1 fuer San Lorenzo. Auf dem Weg den Berg hoch in die Stadt hoerte ich dann noch per Radio das 2-2 und 3-2. Spiel gedreht, trotz der Hoehe. Respekt. Das war auf jedenfall mal ein geiler Stadionbesuch. Ich hoffe mal ich kann in Argentinien und vielleicht Uruguay noch den einen oder anderen folgen lassen.

Heute abend fahre ich per Nachtbus runter nach Villazón an die Grenze zu Argentinien, die ich dann morgen ueberqueren werde. Mal schaun, vielleicht fahr ich noch nach Iguazú vielleicht auch direkt nach Buenos Aires…

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Altiplano in Peru und Puno am Lago Titikaka

Islas de Urus, schwimmende Schilfinseln im Titikakasee

La Paz! Eine bunte, quirlige Stadt, 3600m Hoch in den Anden!

Uyuni! – Erster halt: Eisenbahnfriedhof…

El Salar de Uyuni… 10000km² flaches, weißes Land auf 3500m Höhe…

Incahuasi, Kakteen-bewachsene Insel im Salzsee…

Posing Session zum Mittagessen…

Die Gruppe: 2 Aussies, 1 Ire, 2 Argentinier, 1 Brasilianerin und ich.

Platter Reifen, die erste… mitten in der Wüste!

Tag 2: Wüste, Lagunen, Vulkane und Flamingos!

BAM! Tornado vor unseren Augen!

jedemenge Flamingos in den Lagunen…

Tag 3: Geysire und heiße Quellen!

Heiße Quelle im zugefrorenen See…

La Laguna Verde:

Die Fahrt durch das Hochland von Uyuni nach Potosi

So sieht das Stadion in Potosi aus (von der of. website)