Genug von den Bergen

In Potosi haben wir uns noch die alte Muenzpraegerei angeschaut, die ueber Jahrhunderte fast saemtliche Muenzen Spaniens praegte. Abends um 19h bestieg ich dann den Nachtbus nach Villazón. Nach 11 Stunden holpriger und kalter Fahrt kam ich auch schon morgens um 6.30h dort an. Die Grenze war zu der Zeit noch angenehm leer, und ich war Ruck Zuck ueber den Fluss in La Quiaca, Argentinien, wo es dank einer Stunde Vorsprung plus Sommerzeit bereits 8.30h war. Der naechste Bus nach Salta ging um 9.50h, ich musste also nicht all zu lange warten… Gruende in La Quiaca zu bleiben gibt es nicht. Ein absolutes Drecksloch, wie fast alle Suedamerikanischen Grenzorte.

Nach einer Recht angenehmen Fahrt, (hoch Lebe die Asphaltstrasse!) kam ich gegen 15h in Salta an. Salta ist quasi die Metropole Nordargentiniens. Eine relativ grosse und quirlige Stadt, von der man so gut wie ueberall hin kommt. Jetzt war also Entscheidungszeit. Ich haette noch rueber zu den Iguazu-Faellen fahren koennen. Aber offen gesagt, ich hatte irgendwie keine Lust mehr. Das waeren nochmal 20 Stunden Busfahrt mehr gewesen (die ja auch in Suedamerika nicht gerade umsonst sind), nur um ein paar Wasserfaelle zu sehen. Die werden schon nicht weglaufen! (nur vielleicht ueberflutet werden, wie jene fast genau so grossen und schoenen Wasserfaelle ganz in der Naehe die mittlerweile im See des gigantischen Itaipu-Staudamms unterwasser liegen…) Ich entschloss mich also direkt nach Buenos Aires zu fahren und buchte sofort ein Ticket fuer 21h am selben Abend. Ein paar Stunden hatte ich also Zeit um Salta zu erkunden, wobei eine davon alleine dafuer drauf ging einen Geldautomaten zu finden der internationale Karten nimmt. Irgendwie hatte ich es noch nicht so ganz geschnallt dass von Bolivien nach Argentinien gleich 2 Stunden Zeitunterschied waren, somit haette ich dann am Ende beinahe noch meinen Bus verpasst. Ich habs aber noch geschafft und sass dann puenktlich um 21h in einem recht bequemen Doppeldeckerbus. Der Platz neben mir war, sehr zu meiner Freude frei, so konnte ich mich auf den ziemlich komfortablen Sitzen breit machen. Ich hatte immerhin nochmal 21 Stunden Busfahrt vor mir… 3 mal hielt der Bus zum Essen an ueberteuerten und dreckigen Raststaedten an, wovon ich nur einmal gebrauch machte. Ansonsten ging es doch recht zuegig in Richtung Buenos Aires, durch jedemenge flaches Farmland mit Feldern und zahlreichen Kuehen die spaeter mal zu koestlichen und riesigen argentinischen Steaks werden! Da laeuft einem doch direkt schon das Wasser im Munde zusammen!

Um 18h am naechsten Tag kamen wir dann endlich im chaotischen und riesigen Busbahnhof von Buenos Aires an. Per Taxi fuhr ich ins Hostel Nomadas II. In der Nachbarschaft ging ich noch eine sehr italienische (dh. koestliche) Pizza essen bevor ich ziemlich erschoepft ins Bett fiel… und bis 16h am naechsten Tag durch schlief. Ja, so 48 Stunden Busfahrt machen sich doch irgendwann bemerkbar. Nachmittags fuhr ich erstmal direkt per Taxi in den Norden der Stadt zum Estadio Monumental, um mich mit einer Karte fuer das River Plate Spiel am naechsten Tag zu versorgen. Wir fuhren durch jedemenge Parks, in denen Leute Fussball spielten oder auf der Wiese chillten. Die Sonne scheinte vom Wolkenlosen Himmel und erzeugte angenehme 20 Grad. Es fuehlte sich fuer mich an wie der erste Fruehlingstag nach einem kalten Winter! Irgendwie hatte ich am Ende einfach genug von den Anden, so schoen sie auch sind. Fuer mich war es da einfach zu kalt und zu viel Regen! (was zweifelsohne damit zu tun hat, dass ich dummerweise in der Regenzeit da war) Umso schoener jetzt wieder an einem warmen Ort zu sein, die kurzen Hosen rausgeholt und die Pullover ganz ganz unten rein gestopft in den Rucksack! So soll es sein! Ich fuehle mich auch gleich schon viel besser. Anscheinend war es doch die Hoehe die mir Probleme gemacht hat. Die Karten fuer das Spiel zu bekommen war kein grosser Akt. Ich konnte mich also auf den Sonntag freuen!

Sonntag morgen ging ich noch mit einem Daenen und einer Schwedin aus dem Hostel auf ein paar Flohmaerkte in der Umgebung. San Telmo, das Viertel in dem das Hostel liegt ist ein ziemliches Kuenstler- und Alternativen-Viertel. Eine ganz angenehme Atmosphaere. Auf den Strassen tanzten Menschen Tango und spielten jedemenge Musik. Dazu gab es diverse Hallen in denen so allerlei Zeug verkauft wurde. Um 14h machte ich mich dann allerdings auf den Weg zum Estadio El Monumental. Diesmal nahm ich die U-Bahn, die hier „Subte“ genannt wird. Die faehrt leider nicht direkt bis zum Stadion, aber wenn man bis zur Endstation faehrt kann man von dort aus einfach den Leuten hinterher laufen. Puentklich zum Anpfiff um 16h hatte ich einen Platz im Mittelrang des riesigen weiten Rundes gefunden und die River Kurve, leider auf der anderen Seite des Stadions, war sich auch bereits am warmsingen. Einfach nur traumhaft wie diese Jungs abgehen! Da fangen die in der Kurve irgendein beliebeiges Lied an und 5 Sekunden spaeter singt das ganze Stadion mit. Was bei uns im Waldstadion hoechstens mal bei „Eintracht, Eintracht“-Schlachtrufen oder, je nach Spielsituation Poebeleien funktioniert, klappt da bei den geilsten Liedern mit jedemenge Trommelbegleitung. Einfach nur geil, und mit Abstand das beste was ich bisher so gesehen habe an Fankurve! Das Spiel heute war gegen Racing Club, also sogar ein kleines Derby. Natuerlich nicht zu vergleichen mit dem Classico gegen Boca, aber immerhin. Es waren auch bestimmt an die 5000 blau-weisse Gaestefans im Stadion, die ihrerseits ebenfalls so einiges an Stimmung ins weite Rund zauberten. Das Spiel selbst war leider nicht annaehernd auf diesem Niveau. Racing mauerte und River dominierte, blieb aber vor dem Tor Ideenlos, kam immer ueber aussen und beschraenkte sich dort auf genau 2 Optionen: A) Den Ball ans lange Eck flanken, wo immer bereits 2 Racing Spieler bereit standen. B) Einen Haken schlagen, richtung Strafraum laufen und einen kurzen flachen Pass genau in die Mitte des Strafraums spielen, wo immer bereits 2 Racing Spieler bereit standen. So ging das ueber 90 Minuten, und es ist nicht unbedingt verwunderlich dass das Spiel 0-0 endete. Ich hatte aber trotzdem meinen Spass dabei, einfach nur die River Kurve zu beobachten. Einmal stimmten sie sogar mein Lieblings Fanlied ueberhaupt an, „Sos Cagon“ (siehe youtube). Was ich allerdings krass fand: Nach dem Spiel blieben ALLE Ausgaenge geschlossen und es wurden zu erst die Racing Fans rausgelassen. Erst nach vielleicht 20 Minuten durften die Heimfans das Stadion verlassen. Ich glaube wenn die sowas bei uns versuchen wuerden gaebe es Mord und Todschlag und das Tor waere nach spaetestens 5 Minuten offen. Hier nehmen sie es einfach so hin, singen zwar das ein oder andere Lied gegen die Putas die die Tuere oeffnen sollen (das immernoch melodischer ist als fast alles was in Deutschland gesungen wird), aber bleiben ansonsten komplett ruhig. Haette ich so nicht unbedingt erwartet. Nach dem ich dann endlich draussen war und wieder zurueck in der Stadt, bin ich abends noch mit dem Daenen und der Schwedin aus dem Hostel ein koestliches und riesiges Steak essen gegangen! (olé Argentina!)

Montag Vormittag begab ich mich zum Hafen, wo der „Buquebus“ Faehren nach Uruguay anbietet. Ich buchte eine direkt nach Montevideo um 16.30h. Als ich das ziemlich grosse Schiff betrat erinnerte es mich direkt an die Faehre von Fehmarn nach Nyhavn in Daenemark. Und siehe da: Auf den Sitzen klebten noch Werbungen auf norwegisch. Das Schiff muss wohl erst vor kurzem den Atlantik ueberquert haben. Nach 3 Stunden Ueberfahrt kam ich am fruehen Abend in Montevideo an. Heute habe ich mich dann hier in der Stadt umgeschaut. Zugegebenermassen ist Montevideo nicht unbedingt eine Stadt die man gesehen haben muss. Es gibt eigentlich ueberhauptnichts zu sehen… Aber mir gefaellt die Atmosphaere. Die Urus sind ein total gechilltes Volk, die sich (meiner Meinung nach zurecht) damit ruehmen, quasi das Gegenstueck zum heisskoepfigen Latino im Rest Suedamerikas zu sein. Es sind aufjedenfall ganz angenehme Menschen! Das Land, einst ein Wohlfahrtsstaat auf europaeischem Niveau, ist in den letzten Jahrzehnten zwar immer mehr den Bach runter gegangen, fuer Suedamerikanische Verhaeltnisse herrscht aber immernoch ein recht hoher Lebensstandart und niedrige Kriminalitaet. Man kann sich in Montevideo, zumindest im Zentrum, total frei bewegen. Und auf jedenfall wissen sie gut zu essen, die Urus! Die riesigen Steaks gibt es hier genauso wie in Argentinien, und dazu quasi an jeder Ecke frisch gefertigte Pasta! Man ganiere das ganze noch mit ein paar tollen Straenden (die ich mir die Tage noch anschauen werde) und zumindest ich komme zum Ergebniss: Hier laesst es sich leben!!

Wie gesagt, die naechsten Tage werde ich mir hier die Straende und Steaks zu gute fuehren. Zum Wochenende moechte ich dann wieder nach Buenos Aires zurueck fahren. Nicht zuletzt um noch ein Spiel von den Boca Juniors zu sehen! Naechsten Mittwoch geht es ja dann bereits wieder nach Norden, und in 2 Wochen werde ich in Quincy sein und in einem Monat zuhause… Die Zeit fliegt!

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30 Stunden Busfahrt nach Buenos Aires und das Terminal:

OFF-Spray und feinstes quilmes Bier!

El Obelisco und die Avenua 9 Julio, die breiteste Strasse der Welt…

San Telmo Sonntags mittags…

La casa rosa, das „weisse Haus“ Argentiniens…

Estadio Monumental! River Plate vs Racing Club

Montevideo in Uruguay: