Einmal Kuba und zurueck

27 01 2008

Playa del Carmen war ganz nett. Ein wunderschoener Ort mit Traumstrand, aber leider auch eine totale Touristenhochburg. „Hay muchos Gringos“ und es wird ueberall englisch gesprochen und in Dollar bezahlt. Im Endeffekt eben ein Strandort wie es ihn ueberall gibt, man koennte genausogut in Spanien oder Australien oder der Tuerkei sein… aber es ist in der tat ein wunderschoener Strandort! Ich blieb 3 Naechte und machte Tagsueber Ausfluege auf die nahe Insel Cozumel, (die mir allerdings gar nicht gut gefiel, weil sie als beliebter Kreuzfahrtsstop sogar noch weitaus mehr touristisch und ergo weniger mexikanisch ist), und zu den Maya-Ruinen von Cobá. Letzteres war einst eine der groessten Mayastaedte, ist aber noch nicht so weit erforscht, ausgegraben und restauriert wie viele andere und daher noch ziemlich abgelegen im Wald versteckt. Der Bus setzt einen ca. einen Kilometer vom Eingang entfernt an einem Restaurant ab, von wo man dann an einem See entlanglaufen muss. Ich sah so im laufen weiter vorne einige Autos anhalten und Leute rausspringen und wunderte mich schon, bis ich dann ploetzlich bemerkte, dass quasi direkt im Strassengraben ein grosses Croc lag! CRIKEY! 2 Mexikanische Kinder, um die 7 oder 8 Jahre alt fuetterten das Tier mit einem Stueck Fleisch an einer ca. 1m langen „Sicherheits“-Schnur und verlangten natuerlich prompt „Propina“, Trinkgeld also von allen umstehenden Touristen… Die Ruinen sind bei weitem nicht so spektakulaer wie die bisher gesehenen, aber es ist schoen dass man relativ frei zwischen den alten Haeusern herumlaufen und auf die grosse Pyramide Nohoch Mul, die hoechste im Yukatan, hinaufsteigen kann. Da die Gebaudekomplexe weit auseinander liegen kann man sich ein klappriges Fahrrad mieten und damit auf dem Gelaende herumfahren, was ich natuerlich gemacht habe. Ueberall im Wald sieht man dabei noch jedemenge grosser Anhaeufungen an Steinen die total ueberwuchert sind… Die Archeologen haben hier noch einiges zu tun!

Montag morgen nahm ich dann den Bus nach Cancun zum Flughafen. Mit einer extrem klapprigen, engen und alten russichen Maschine des Typs Jakolew 42 (noch um einiges haerter als unser Bulgarienflug damals) ueberquerte ich mittags den Golf von Mexiko und landete um kurz vor 16h in Havanna. Schon am Flughafen merkte ich anhand der vielen in der Gegend herumstehenden antiken und russischen Flugzeuge: Hier gehen die Uhren etwas anders. Waehrden der Fahrt per sehr modernem Touri-Taxi in die Innenstadt bestaetigte sich der Eindruck, obwohl es bereits dunkel war. Ein lustiger Mix aus vorrevolutionaeren riesigen Amischlitten und winzigen klapprigen Ladas faehrt auf den Strassen herum und es bietet sich einem die ein oder andere Kuriositaet. So zum Beispiel die zu Bussen umfunktionerten Tieflader (siehe Bild).

Da es in Kuba keine Hostels gibt, und die Touristenhotels sehr teuer sind liess ich mir von einem Freund in Merida raten in eine Casa Particulare zu gehen. Das sind familien die die Lizenz haben in ihrer Wohnung einen Raum zu vermieten, natuerlich unter jedemenge Auflagen. So bekommt man fuer knapp 10 Euro ein gutes Zimmer mit Bad und dazu die Erfahrung in einer (mehr oder weniger)  kubanischen Familie zu leben, was ich genial finde! Ueber hostelworld.com kann man diese Casas problemlos buchen. Ich kam in einer netten 3-Generationen Familie unter (Oma, Mutter und Tochter) und teilte mir den Raum mit einem Brasilianer der hier zur Sprachschule ist. Fuer 2 Euros mehr gab es dann auch noch jeden morgen ein super Fruehstueck mit Saft, Kaffee, Ei, Wurst, Gemuese, Obst… Was will man mehr?!

Am naechsten morgen machte ich mich dann auf Havanna zu erkunden. Das Haus liegt genau zwischen den Hauptvierteln La Habana Vieja und Vedado, wobei ersteres die Altstadt ist und zweiteres ein neueres Hotelviertel. Man kann sich in der 2-Millionenstadt problemlos zu Fuss bewegen und so lief ich erstmal in Richtung Capitolio. Dieses ist eine exakte Nachbildung des Capitols in den Washington DC, und liegt im Zentrum von Habana Vieja. Die riesige und einst sicherlich unglaublich schoene Altstadt ist proppevoll mit grossen, prachtvollen Kolonialgebaeuden. Leider sind saemtliche dieser Gebaeude, mit nur ganz wenigen Ausnahmen, in einem Zustand der sie eigentlich nur noch zum Abriss qualifiziert. Ich habe ja mitlerweile doch die ein oder andere Grossstadt in „Entwicklugslaendern“ gesehen, aber der Zustand dieser Innenstadt ist schon extrem und kann einen schon fast traurig machen. Schoen zu sehen dass die Kubaner trotz allem ein sehr freundliches und lustiges Volk zu sein scheinen. Sehr angetan war ich allerdings von den alten Autos, die hier in Huelle und Fuelle herum fahren. Teils in recht gutem Zustand, und viele davon als Taxi fungierend.

Eine weitere Sehenswuerdigkeit ist der Malecón, eine fast 10km  lange Uferpromenade an der sich jeden Nachmittag tausende von Leuten einfinden und die Sonne geniessen, Angeln oder sonst etwas machen. Hier, ebenso wie in Vieja, trifft man auch jedemenge Touristen, vorallem auch haufenweise amerikaner. Da Kuba keinen Stempel in den Pass macht ist es eigentlich kein grosses Problem als Amerikaner aus Mexiko oder Kanada einzureisen. Die Kubaner empfangen sowieso alle touristen mit offenen Armen. Nur Dollar sind nicht so gerne gesehen (und mit 10% besteuert) Deshalb wurde vor einigen Jahren eine 2. Waehrung eingefuehrt, die eigentlich nur fuer die Touristen existiert, der Peso Convertible (CUC) der 1-1 an den Dollar gekuppelt ist. Das macht die Dinge teilweise, zumindest anfangs, etwas kompliziert, aber im Endeffekt muss man sowieso an saemtlichen Touri-orten mit CUC bezahlen.

2 weitere wichtige Dinge in Kuba, klar: Rum und Zigarren. Beides gibt es jederzeit und an jeder Ecke, und die Leute machen auch jedemenge gebrauch davon. Warum nicht vormittags um 11 einen Cuba-Libre trinken? Viel anderes gibt es ja sowieso nicht zur Auswahl… Es gibt genau 2 Biere, ein helles und ein (ziemlich gutes) dunkles, natuerlich beide staatlich, und 3 Sorten ebenso staatliche Softdrinks. Ansonsten Wasser, und manchmal Saft oder Importgetraenke wie Red Bull oder Becks. Das wird doch schnell langweilig, da trinke ich lieber einen Rum!

Mit dem Brasilianer aus der Casa ging ich abends meistens noch irgendwo in der Nachbarschaft etwas essen und ein Biersche trinken. Es gab 2 Haeuser weiter eine kleine Strassenpizzeria, die koestliche Pizzas fuer 10 Kubanos, also 0,40 CUC, also 0,30 € an den Mann bringt, und in der Nachbarstrasse eine kleine Familienkueche in der jeden Tag eine andere Speise auf dem Menue steht, ebenso fuer 30 Cent. Da kann man zumindest sicher sein, dass man nicht allzuviele Touristen antreffen wird! Ebenso gibt es in der Nachbarschaft ein kleines Kino. Hier stehen fuer unglaubliche 4 Cent relativ aktuelle und interessante Filme zur Auswahl, so zum Beispiel „der Untergang“… auf deutsch (mit spanischen untertiteln)! Marco wollte diesen Film sehen, und da ich ihn noch nicht kannte bin ich auch mit gegangen. Zu meiner Ueberaschung war das Kino modern und sauber, mit grosser Leinwand und guter Tonqualitaet. Neben dem Taxi vom Flughafen das einzige Moderne, dass ich hier in diesem Land angetroffen habe. Der 10 Minuten Stromausfall mitten im Film kann ja nun schwerlich dem Kino angelastet werden… Es war auch nicht der erste seit ich in der Stadt war.

Eine weitere wichtige Sehenswuerdigkeit ist das Museo de la Revolucion, in dem , sehr neutral und gar nicht einseitig *huestel* die Geschichte des sozialistischen Kubas erlaeutert wird. Es ist aber wirklich eine riesige und interessante Ausstellung! Leider nur etwas trocken und langwierig. Interessant auch zu lernen dass in den 80er Jahren CIA Agenten das Dengue-Fieber sowie die Schweinepest ins Land schleusten und ausserdem verschiedene technische Anlagen manipulierten. Klar, liegt schon auf der Hand eigentlich! Die Gegenthese, dass diese Vorkomnisse vielleicht etwas mit dem absoult miserablen Zustand der Infrastruktur und Hygieneverhaeltnisse zu tun haben koennte klingt auch wirklich ziemlich abstrus…

Alles in allem waren diese 4 Tage in Havanna wirklich sehr Eindrucksreich. Schon interessant wie dieses Land funktioniert und wie viele Dinge doch sehr anders sind, obwohl es natuerlich auch hier laengst jedemenge Adidasschuhe, Ikeamoebel, RedBull-dosen und Peugeotautos gibt. Trotzdem fuehlt man sich teilweise ein bisschen wie in einer anderen Welt.  Man darf gespannt sein was passiert wenn Fidel erst mal weg ist. Ich bin jedenfalls froh, dass ich mir diesen Ausflug gegoennt habe!

Heute morgen bin ich zurueck nach Cancun geflogen und ohne weitere umschweife per Bus zurueck nach Playa del Carmen und weiter nach Tulum gefahren. Hier werde ich mir morgen die Ruinen direkt am Strand anschauen und dann weiter richtung Sueden fahren um moeglichst Uebermorgen schon nach Flores in Guatemala zu kommen. Schaumerma…

Playa del Carmen in Mexico

Las Ruinas de Cobán

Kuba! Super schönes Zimmer bei der Gastfamilie…

El Malecon, die Uferpromenade von la Habana…

Che Guevara. Der Volksheld schlechthin…

Coco Taxis und schöne alte Cruiser!

„Bus“ auf kubanisch…

Das Kapitol. Eins zu eins Kopie von dem in Washington

La Habana Vieja, die Altstadt…

auf der spanischen Festung:

Mmmmmh Rum! Das Museum der „Havana Club“ Brennerei!

geile alte Flieger auf dem Flughafen…


Aktionen

Information

3 responses

27 01 2008
Tobi

gude!
haha geil ich muss jedes mal aufs neue wieder lachen wenn du das mit cem CROC schreibst :D
kino für 4 und essen für 30 cent.. nicht schlecht.. das wäre was für einen sparfuchs wie mich :)

29 01 2008
Keule

oh mansen… klingt echt nice! hätteste mal dem fidel einen besuch abgestattet :)
Die Preise klingen ja traumhaft. Da lacht der Magen :D Und hast du zu deinem Rum auch mal eine schöne Zigarre versucht?
Oh man du weisst schon das dich eine ca 15-Stündige Fotoshow erwartet wenn du wieder da bist? :P
Halt die Ohren steif und lass die Schweinepest beim CIA in Cuba!

31 01 2008
Uwe alias Borussia

Wieder mal sehr interessanter Bericht und schöne Bilder! Respekt!

Hast den starrsinnigen und soeben genesenen „Capo“ Fidel etwa auch noch zu Gesicht bekommen? :-)

Hinterlasse einen Kommentar