Guatemala

5 02 2008

Die Ruinen von Tulum liegen etwas ausserhalb der modernen Stadt Tulum. Einst eine wichtige Handelsstadt, und eine der zuletzt verlassenen Mayastaedte, ist es heute ein recht gut erhaltener komplex, der allerdings keine sonderlich spektakulaeren Gebaeude aufweist. Spektakulaer ist nur die Lage auf der kleinen Klippe ueber dem tuerkisblauen Meer. Ich besuchte die Stadt schon am vormittag um nachmittags den Bus nach Chetumal im aeussersten Suedosten des Yukatans zu nehmen. Von dort ging am naechsten morgen um 6h ein Kleinbus nach Flores, Guatemala, in der naehe von Tikal. Dafuer mussten wir allerdings durch Belize fahren, ein anscheinend sehr schoenes, jedoch winziges englishsprechendes Rastafari-Karibikland in dem nur knapp 250.000 Menschen leben, vor dessen Kueste sich jedoch das zweitgroesste Barrier-reef der Welt erstreckt! Die Hauptstadt Belize City hat allerdings ein ziemliches Kriminalitaets- und Drogenproblem und ist fuer Touristen nicht eben ungefaehrlich.

Mittags ueberquerten wir die Grenze nach Guatemala, von wo es noch ca 4 Stunden auf einer Schotterpiste entlang durch den Urwald des El Peten geht. Schliesslich kamen wir nach insgesamt knapp 9 Stunden in Flores an, einer idyllischen Touristen-Stadt auf einer winzigen Insel im Lago Peten. Im Bus lernte ich eine Schweizerin kennen und es stellte sich heraus, dass sie auch in Oaxaca in einer Schule gewesen war, allerdings die Woche nach mir. Sie hatte dort aber zusammen mit Daniel, dem anderen Schweizer vom Weihnachtsroadtrip in einer Familie gewohnt und sogar schonmal meinen Blog gesehen! Kleine Welt… Wir gingen dann zusammen ins Los Amigos Hostel, einem top ausgestatteten und freundlichen Hostel im Herzen von Flores, in dem es ein gutes Bett schon ab 25 Quetzales (2,50 Euro) gibt und liessen uns zu einer Sunrise-Tour nach Tikal am naechsten morgen hinreissen, die schon um 3.30h los ging! Normalerweise bin ich kein so grosser Fan von Touren, aber die Idee morgens um 6h auf der riesigen Pyramide zu sitzen und im Sonnenaufgang ein paar Tukane durch den Dschungel fliegen zu sehen klang einfach zu gut! Natuerlich haette man sich denken koennen dass im Dschungel selten ein klarer Sonnenaufgang zu sehen war…. Um 6h war es einfach nur grau und neblig. Naja. Ansonsten gefiel es mir aber schon sehr gut. In den Morgennebel gehuellt ergeben die riesigen Ruinen schon eine fast mystische Atmosphaere, und der natuerliche Soundtrack dazu, produziert von Bruellaffen, Tukanen und jedemenge Papageien macht sich auch ganz gut. Auch dass wir das ganze fast komplett fuer uns hatten (mit vielleicht insg. 50 Leuten) war ziemlich beeindruckend.

Einen Tag blieb ich noch in Flores um ein bisschen zu relaxen. Ich hatte die vorrigen 4 Naechte in 4 verschiedenen Betten verbacht, 4 Laender gesehen, jedemenge Kilometer zurueckgelegt und war jetzt doch mal faellig fuer einen Tag am See, ein bisschen in der Sonne liegen und zu schwimmen. Am naechsten fuhr ich dann zusammen mit Rahel, der schweizerin, nach Lanquin, ein ziemlich kleines abgelegenes Dorf in den Bergen in dessen naehe es den Semuc-Champey Park gibt, der Hoehlen, Wasserfaelle, Pools und einen unterirdischen reissenden Fluss zu bieten hat. Bis Coban gab es eine halbwegs gute Strasse, kurz dahinter mussten wir aber abbiegen und noch eine halbe Stunde oder so auf einer Schotterstrasse in die Berge fahren bis wir am fruehen Abend in Lanquin ankamen. Morgens fuhren wir weitere 10km auf einem winzigen, steilen Weg um zum Semuc Champey zu kommen, doch es war all die Muehen Wert! Es gibt ein riesiges Hoehlensystem in das man in kleinen Gruppen tolle gefuerhte Touren machen kann. Jeder bekommt dabei eine Kerze in die Hand, Licht oder Wege gibt es nicht. Man schwimmt durch unterirdische Seen, sieht Wasserfaelle, Fledermaeuse und jedemenge Stalakmiten und Stalaktiten. Ich fand es absoult klasse! Danach kann man noch auf einem grossen Reifen ein wenig den Fluss runtertreiben und in wunderschoenen natuerlichen Pools schwimmen. Der grosse Fluss verschwindet an einer Stelle mit viel getoess einfach unter der Erde und kommt einige Hundert Meter wieder heraus. Wir stiegen dann noch mit einer Strickleiter einen kleinen Wasserfall hinunter, in die Hoehle durch die der Fluss donnert. Naturgewalt pur und echt beeindruckend! Abends im Hostel kam ich mit 4 Jungs aus Belgien und Holland ins Gespraech die per Fahrrad von Alaska bis Feuerland fahren. Sie sind seit 7 Monaten unterwegs und planen noch ca 10 weitere! Total verrueckte Typen! Der eine erzaehlte dann wie er sein Fahrrad einst in Katmandu gekauft und dann nach Belgien gefahren hat… Ein hochinteressanter Abend!

Von Lanquin aus fuhren wir Samstagmorgen per lokalem Kleinbus, in den 27 Leute gezwaengt wurden, die teilweise einfach aus der Schiebetuer hinaus hingen, nach Coban und von dort mit einem ganz angenehmen grossen Bus weiter nach Guatemala City. Hier stiegen wir in einen der unter Reisenden anscheinend legendaeren „Chickenbusse“ um, so genannt weil man nicht selten einige Huehner mit an Bord hat. Es handelt sich dabei um alte amerikanische Schulbusse die nun bunt bestrichen, vollgepackt bis oben hin und mit lauter Musik, so ziemlich jedes noch so kleine Nest Guatemalas bedienen und oft die einzige Transportmoeglichkeit sind. Wir fuhren die Stunde hoch nach Antigua, der alten Hauptstadt, die allerdings durch mehrere Erdbeben schwer beschaedigt wurde, heute aber wieder groesstenteils aufgebaut (bis auf einige alte Kirchen die in Ruinen gelassen wurden) und eine Touristenhochburg des Landes ist. Eine idyllische kleine Stadt in den Bergen mit diesem gewissen Flair dass mir auch schon in Oaxaca und San Christobal so gut gefiel! Nur dass hier auchnoch direkt vor den Stadttoren 3 riesige Vulkane in den Himmel ragen, von denen einer, der Volcan Fuego, sogar ziemlich aktiv ist. Einige Kilometer weiter gibt es noch den Volcan Pacaya, ebenfalls ein seit mehreren Jahren daueraktiver Vulkan den man auch besteigen kann. Ueberall in der Stadt wird diese Tour angeboten und ich hatte bereits viel gutes gehoert, also meldete ich mich direkt mal an. Heute morgen um 6 ging es dann los, per Minibus, der einen bis relativ nahe zum groessten der 10 Krater des Pacayas bringt. Von hier muss man noch ca eine Stunde steil bergauf steigen bevor man am Rand des riesigen Gesteinsfeldes des grossen Kraters steht. Aus selbigem ragen noch 2 weitere Gipfel hervor, einer davon von dichtem Rauch umringt, und es gibt einige sehr zaeh fliessende Lavafluesse. Wir stiegen hinab und dann hinein in das Meer aus schwarzen Steinen, ueberquerten teilweise erst vor einigen Monaten erstarrte Lavafluesse und kamen schliesslich zu einigen gluehend-orangenen Lavamassen, die sich ganz langsam, fortbewegen und ab und zu mal unter viel getoess einige bereits erstarrte Steine vor sich her schieben. Man konnte so nah ran gehen bis es einem zu heiss wurde und das ganze wirklich aus der Naehe betrachten! Wirklich toll!

Ich traf auf dem Weg zum Vulkan noch einen Kanadier, der mir in gutem deutsch erzaehlte dass er 2000 fuer einige Zeit in Frankfurt gelebt und dort als Co-Trainer bei den Frankfurt Lions gearbeitet hatte! Lustige Sache. Wieder in Antigua verabschiedte ich mich von Rahel, die von hieraus weiter nach Sueden durch Zentralamerika ziehen wird. Ich werde morgen zurueck nach Mexiko fahren und dann von der Grenze den Nachtbus nach Oaxaca nehmen. Ich moechte eigentlich noch ein bisschen die Gegend westlich von Mexiko Stadt sehen. Ich bin aber wirklich froh diesen Abstecher nach Guatemala gemacht zu haben! Ein wirklich beeindruckendes Land das einiges zu bieten hat, von Karibik bis Vulkane, bunte Maerkte, tiefer Urwald, versunkene Staedte, ueberfuellte Chickenbusse, einsame pazifikstraende… Es kann gut sein dass ich dieser Gegend (und auch den Nachbarlaendern Honduras, Costa Rica und co) nochmal irgendwann einen Besuch abstatte!

Die Ruinen von Tulum. Eine alte Hafenstadt der Maya…

…recht idyllisch gelegen!

„Las Voleadores“, eine Maya Krieger-Tradition…

Guatemala!! Isla de Flores im Lago Petén!

Tikal im Morgengrauen…

Viel Nebel und Massenweise Tukane, Papageien, Affen…

Imposante Maya-Wolenkratzer.

weiter gehts durch Guatemala…

Semuc-Champey-Schlucht bei Lanquin.

Wunderbare Pools laden zum Schwimmen ein…

Der Fluss verschwindet unter der Erde:

Antigua. Die ehemalige Hauptstadt.

Chickebbusse. Hauptverkehrsmittel in Guatemala!

Alte Gemäuer und riesige Vulkane in Antigua.

Tour zum Volcan Pacaya

Die 3 Nachbarvulkane vom Pacaya aus:

Lavafeld im Krater:


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4 responses

5 02 2008
Lieblingstante

Hallo Patrick,

Wieder mal ganz TOLL berichtet! Meine Mitarbeiterinnen haben gesagt, dass Du das hier dann mal uebersetzen sollst… Das klingt richtig wie Arbeit!!! Aber Du schreibst so gut, dass ich vieles davon wirklich im Buero benutzen kann! Vielleicht hast Du mal ne Karriere als Weltreisender, der fuer Frommer oder Michelin Tourbuecher schreibt??? Das waere doch was!

Mach nur weiter so. Verschiedene hier in Quincy fragen mich schon, wann Du endlich kommst. Wir freuen uns!

Mechtild und Ron

5 02 2008
Tobi

Gude!
Irgendwas in deinem Bericht erinnerte mich sehr an eine gewisse „chill-race“, weiß nur nicht genau ob es der Tag am See oder die Fahrt im Fluss mit dem Reifen war. Ich denke ein bißchen von beidem..
Mir kam der selbe Gedanke wie deiner Tante.. so gut wie du schreibst könnteste sowas echt als Beruf machen, das wäre ja ein Traum.
„Frommer says…“
„I got rubbed… IT WAS AWESOME“ :D
Auch sehr geil was du ständig für Leute triffst.. Schweizerinnen die deinen Blog lesen, Holländer die vom Fahrrad-Bouggy noch ganz verschwitzt sind (ja, verschwitzt!) und prominente Kanadier aus Frankfurt :)
Einfach beste! Weiter so, und schreib mal ÖFTER :-P

Herzlichst,
Tobi

5 02 2008
mom

Hi Patrick, um die Tukane und die Lava beneide ich Dich echt!
Was Du alles siehst und erlebst, ich bin ja schon ganz fertig vom Lesen!

Viele Grüße von Deiner Mom

9 02 2008
Keule

Wow Big L.. klingt ja fett.. romantischer Sonnenaufgang mit der Schweizerin.. du alter Schlawiner, wir haben dich durchschaut ;)
Das mit der Lava ist ja zu krass.. aber da geht sowas noch.. ich muss lachen wenn ich an so Touren hier denken würde..mit diversen Auflagen und Bürokratie verbunden :D
Die Fotos sind natürlich der Hammer..vor allem der Fluss.. sehr geil!
Also halt die Ohren steif..
Gruss
Keu-le

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